Start Sport Esports World Cup 2024: Start der E-Sport-WM in Saudi-Arabien

Esports World Cup 2024: Start der E-Sport-WM in Saudi-Arabien

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Das Preisgeld beim Esports World Cup 2024 liegt bei 60 Mio. Dollar (Abbildung: Esports World Cup Foundation)
Das Preisgeld beim Esports World Cup 2024 liegt bei 60 Mio. Dollar (Abbildung: Esports World Cup Foundation)

Der achtwöchige Esports World Cup soll Saudi-Arabien auf Jahre hinaus als internationales Gaming-Mekka etablieren. Am Ausrichter gibt es Kritik.

Wer den E-Sport verfolgt, weiß: Mindestens der kommerzielle Part des Gewerbes definiert sich mehr denn je über die ausgeschütteten Preisgelder. Einen weiteren Beleg für diese These liefert der heute startende Esports World Cup 2024 in der saudischen Hauptstadt Riad, der die teilnehmenden Teams mit „life-changing money“ im Rekord-Volumen von 60 Millionen Dollar (rund 56 Mio. €) lockt.

Mit Blick auf die Dimensionen ziehen die Veranstalter in Interviews und PR-Verlautbarungen gezielt Parallelen zu Olympia und Fußball-WMs: In den kommenden acht Wochen erwartet das Königreich mehr als 1.500 Profi-Spieler (im Branchen-Jargon: ‚Athleten‘) und 2.500 Betreuer und Funktionäre aus 100 Ländern, die vor Ort bislang beispiellose Bedingungen inklusive Ausflugsprogramm, Shuttle-Services und prallgefüllten Goodie-Bags vorfinden sollen. Für die Zuschauer vor Ort wird abseits der Turniere ein begleitendes Festival mit Spielstationen, Wettbewerben und Shows geboten. Marken wie Adidas, Honor, Pepsi, Sony, TikTok und LG zählen zu den Sponsoren und Partnern der Ausrichter.

Entlang des Turniers – an dessen Ende am 25. August eine disziplin-übergreifende Trophäe an die erfolgreichste Organisation verliehen wird – kommen 20 marktführende E-Sport-Spiele zur Anwendung, von Rainbow Six Siege über Apex Legends, Rocket League, EA Sports FC 24 und PUBG Battlegrounds bis hin zu League of Legends und Counter-Strike 2.

Die Matches des Esports World Cup 2024 werden weltweit und demzufolge auch in Deutschland von DAZN übertragen – und zwar kostenlos (Registrierung bzw. Account erforderlich). Ausgewählte Partien sind außerdem bei Sport1 zu sehen.

FIFA-Boss Gianni Infantino und Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman bei der Ankündigung des Esports World Cup 2024 (Foto: Saudi Press Agency)
FIFA-Boss Gianni Infantino und Saudi-Arabiens Kronprinz Mohammed bin Salman bei der Ankündigung des Esports World Cup 2024 (Foto: Saudi Press Agency)

Esports World Cup 2024: Start der E-Sport-WM in Saudi-Arabien

Dass Saudi-Arabien erstmals und ab sofort jährlich als Gastgeber einer solchen Großveranstaltung auftritt, ist nicht zuletzt auf die milliardenschwere Übernahme des Kölner Turnier- und Ligen-Veranstalters ESL und die anschließende Verschmelzung zur ESL Faceit Group zurückzuführen. Die von ESL-Gründer Ralf Reichert geleitete Esports World Cup Foundation verfügt daher nicht nur über die entsprechenden finanziellen Mittel, sondern kann auch auf Event-erfahrenes Fachpersonal und die entsprechende Infrastruktur zurückgreifen.

Mit der E-Sport-WM will sich das arabische Land endgültig als ernstzunehmenden Faktor im globalen Gaming-Kosmos etablieren: In den vergangenen Jahren hat sich der Staatsfonds strategisch an großen Spieleherstellern beteiligt, darunter Electronic Arts, Take-Two Interactive, Capcom, Activision Blizzard, Embracer Group und Nintendo.

Der Esports World Cup ist darüber hinaus Teil einer großangelegten Charme-, Infrastruktur- und Investitions-Offensive, mit der Kronprinz Mohammed bin Salman neben Superstars wie Ronaldo und Neymar auch vermehrt Touristen in die klimatisierten Hallen und Hotels des Landes holen will. Mit Blick auf die Menschenrechts-Situation am Austragungsort räumt Organisator Reichert ein, dass es zwar an vielen Stellen berechtigte Kritik gebe, die aber nach seinem Eindruck positive Entwicklungen ausblendet und vielfach aus Unwissenheit resultiert.

Die Aussage steht im Kontrast zum aktuellen Länderreport der Bundesregierung (PDF), der vor allem die „exzessive Anwendung“ der Todesstrafe in Saudi-Arabien scharf kritisiert. Denn der Wüstenstaat zählt neben Iran und China zu den Ländern, in denen weltweit weiterhin am häufigsten Hinrichtungen erfolgen – laut Amnesty International waren es allein im Jahr 2023 „mindestens“ 170 Menschen.

In der Kritik steht das Königreich auch mit Blick auf Meinungsfreiheit sowie den Umgang mit Minderheiten, Frauen und der LGBTQ-Community. Das Auswärtige Amt warnt Reisende: „Homosexuelle Handlungen sind in Saudi-Arabien strafverfolgt und auch gesellschaftlich nicht akzeptiert.“

Dessen ungeachtet ist es bei Publishern zu einer Neubewertung des Engagements in der Region gekommen: Noch vor vier Jahren hatte das US-Studio Riot Games ein geplantes Sponsoring der League of Legends-Profi-Liga durch das saudische Prestige-Projekt Neom nach Protesten gestoppt – mittlerweile ist die Tencent-Tochter via League of Legends und Teamfight Tactics fester Teil des Esports World Cup. Zur Begründung verweist Riot Games unter anderem auf die wirtschaftlichen Zwänge der Profi-Teams.

1 Kommentar

  1. Im Länderreport 65 des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge (BAMF) wird sich mit der Menschenrechtslage in Saudi-Arabien beschäftigt:

    – Die Menschenrechtslage im Land wird von internationalen Beobachtenden als alarmierend beschrieben.
    Politische Parteien und Oppositionsbewegungen sind verboten, Forderungen nach bürgerlichen Freiheiten und politischer Dissens werden in vielen Fällen strafrechtlich verfolgt.

    – Trotz einiger Reformen hält die weitreichende Diskriminierung von Frauen an.

    – Der Umgang der Regierung mit religiösen Minderheiten, wie der schiitischen Bevölkerung, sowie einer Vielzahl von Arbeitsmigrantinnen und -migranten ist problematisch.

    – Berichte über Folter, unmenschliche Behandlung und Bestrafung sind weit verbreitet; dies sowie die exzessive Anwendung der Todesstrafe geben Anlass zur Sorge.

    Aber kaum ist man mit dem Kapital unter einer Decke, scheint alles nicht mehr so schlimm zu sein, oder?

    Und was ist mit dem Projekt NEOM? Vorwürfe wegen Enteignung, Inhaftierung und sogar Todesfälle.
    Auch was man der Tierwelt damit antut wird nichts gutes bringen.

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