Start Politik Game-Verband: „Bundesrechnungshof verkennt weltweite Markt-Realität“

Game-Verband: „Bundesrechnungshof verkennt weltweite Markt-Realität“

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Zuwachs für die Mortal-Kombat-Sammlung: Game-Vorstand Lars Janssen, Staatssekretär Michael Kellner und Game-Geschäftsführer Felix Falk (Foto: GamesWirtschaft / Fröhlich)
Zuwachs für die Mortal-Kombat-Sammlung: Game-Vorstand Lars Janssen, Staatssekretär Michael Kellner und Game-Geschäftsführer Felix Falk (Foto: GamesWirtschaft / Fröhlich)

Aus Sicht des Industrie-Verbands Game lässt der Bundesrechnungshof mit Blick auf die Computerspiele-Förderung „entscheidende Faktoren außer Acht“.

Beim Berliner Branchen-Verband Game war man offenkundig gut vorbereitet auf die Analyse des Bundesrechnungshofs, die am Nachmittag bekannt wurde: In einer 28seitigen Stellungnahme zur „Förderung der Computerspielentwicklung auf Bundesebene“ üben die Aufseher scharfe Kritik an der seit 2019 praktizierten Vergabe von Fördermitteln an Deutschlands Games-Entwickler, die seit 2022 vom Wirtschaftsministerium verantwortet wird.

Keine 60 Minuten nach Veröffentlichung des GamesWirtschaft-Beitrags liegt nun bereits eine ausformulierte Stellungnahme des Verbands vor. Darin bemängelt Game-Geschäftsführer Felix Falk, dass die Kritik des Rechnungshofs „die entscheidenden Faktoren leider vollständig außer Acht“ lässt und die Ziele der Maßnahme verkennt.

So habe Deutschland „aufgrund des einseitigen Fokus auf befürchtete Gefahren durch Games in den 1990er und frühen 2000er“ (gemeint ist unter anderem die sogenannte ‚Killerspiel-Debatte‘) die Potenziale von Computerspielen „nahezu vollständig verschlafen“, während andere Standorte dank gezielter Stützungsmaßnahmen substanzielles Wachstum zu verzeichnen hatten.

Dies habe für Nachteile im internationalen Wettbewerb gesorgt, die sich bis heute negativ auswirken. Dieser Rückstand sei „nur mit einer international konkurrenzfähigen Games-Förderung“ aufzuholen, um eine Vergleichbarkeit der Produktionsbedingungen herzustellen. Eine im Auftrag des Wirtschaftsministeriums entstandene und im Dezember 2023 präsentierte Evaluation habe „klar gezeigt, dass Deutschland dabei auf genau dem richtigen Weg ist“, so Falk.

Jetzt gelte es, die Förderung auf Bundesebene mit wettbewerbsfähigen Richtlinien auszubauen: “International konkurrenzfähige Wettbewerbsbedingungen entstehen nicht ohne eine planbare und zuverlässige Games-Förderung. Daher ist diese seit Jahren Teil der Games-Strategie der Bundesregierung. Diese muss die Bundesregierung stringent weiter verfolgen im Gegensatz zu einer Auffassung des Bundesrechnungshofes, die die weltweite Marktrealität völlig verkennt.“

Auf die konkreten Kritikpunkte des Rechnungshofs geht die Stellungnahme des Verbands nicht ein.

Im April hatte das Wirtschaftsministerium (BMWK) die Eckpunkte einer reformierten Förder-Richtlinie vorgestellt, die sowohl in der Branche als auch bei den Ländern auf Kritik gestoßen sind. Der erste Aufschlag des Ministeriums sieht unter anderem gesenkte Förderquoten, eine stark erhöhte Mindest-Projektgröße (die kleine Studios überfordert), ein stärkeres Engagement der Bundesländer und das Verbot der ‚Kumulierung‘ mit Ländermitteln vor.

Aus Sicht des Verbands fehlt es insbesondere an Planbarkeit und Verlässlichkeit – der Parlamentarische Staatssekretär Michael Kellner (Grüne) hat Nachbesserungen in Aussicht gestellt.

3 Kommentare

  1. Man geht den falschen Weg! Statt den Big Playern nachzueifern – was man sowieso bei dem Vorsprung mit solchen Kleckerbeträgen nicht schaffen wird – sollte man sich stattdessen auf Studios konzentrieren, die nachhaltige Computerspiele produzieren. Kein Live-Service, kein Online-Zwang und gerne alternative Spiele, die gerne auch kurz sein dürfen und uns Spieler*innen keine Suchtmechaniken und (meist dadurch) repetitives und dadurch eine furchtbare Narrative und monotones Leveldesign bescheren. Aber nein – der Games Verband fördert das Gegenteil: Die Zerstörung des wertvollen Computerspiels, damit der Einheits- und Suchtbrei der Industrie auch in Deutschland produziert werden kann.

  2. Wenn man als Lobbyorganisation seine Fälle davonschwimmen sieht würde ich mich auch aufregen. Fakt ist aber, dass hier – mal wieder – nur die Interessen von Großkonzernen ausländischer Herkunft vertreten werden. Ein Ubisoft aus Frankreich oder ein Embracer/THQ aus Schweden muss nicht mit deutschen Steuergeldern gefördert werden!

  3. musste früher oder später so kommen. Der Game-Verband hatte nie ein wirkliches Konzept und es wurde auch deswegen einfach mit der Gießkanne gefördert,

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