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Local Loots: Warum HandyGames ein Restaurant betreibt

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Local Loots heißt das Betriebs-Restaurant des fränkischen Spieleherstellers HandyGames (Fotos: GamesWirtschaft / HandyGames GmbH)
Local Loots heißt das Betriebs-Restaurant des fränkischen Spieleherstellers HandyGames (Fotos: GamesWirtschaft / HandyGames GmbH)

Essen hält Leib und Seele zusammen – und das Team: Welche Ziele der bayerische Spiele-Entwickler Handygames mit dem Betriebsrestaurant Local Loots verfolgt.

Müsli, Marmelade, Nüsse und Joghurt, Croissants und Brötchen, eine schöne Käse-Auswahl, geschnippelte Gurken und Tomaten, Obstsäfte, dazu die chromblitzende Mutter aller Espresso-Maschinen: Wer morgens den Eingangsbereich der HandyGames GmbH im unterfränkischen Giebelstadt betritt, könnte meinen, er sei versehentlich am Frühstücks-Buffet eines Hotels mit angeschlossener Games-Entwicklung gelandet.

Tatsächlich handelt es sich um Local Loots. Früher hätte man dazu ‚Kantine‘ gesagt. Doch was die Crew von Chefkoch Dominik täglich zaubert, hat mit TK-Formfleisch-Schnitzeln und Fertig-Kartoffelsalat aus dem 10-kg-Gebinde wenig bis nichts zu tun.

Denn im Local Loots wird täglich frisch aufgekocht – Vorspeise, Hauptspeise, Dessert. Die Zutaten: möglichst saisonal, möglichst ‚local‘, oft bio. In der vergangenen Woche gab es zum Beispiel Gemüse-Quesadillas (wahlweise mit Parma-Schinken und Mango-Salsa oder vegan), Pronto Pesto Pasta (optional mit Hühnerbrust) und am Freitag Kokos-Reis mit geschmorten Karotten und/oder Schweinebauch-Häppchen. Auf Allergien oder Unverträglichkeiten wird natürlich Rücksicht genommen – per App können die 70 Beschäftigten entsprechend ‚buchen‘.

Von 8:30 bis 10 Uhr ist das Frühstück aufgebaut – ab 12 Uhr gibt es Mittagessen. Dann treffen die ersten hungrigen Entwickler ein, die sich ein Tablett schnappen und die Auslagen sondieren. Ein Tisch nach dem anderen füllt sich. Die Gerichte sind zwar mit realistischen Preisen etikettiert – auch, um den Gegenwert auf dem freien Markt zu dokumentieren. Doch für die Verpflegung wird kein Cent fällig: Essen und nicht-alkoholische Getränke sind im Gehalt inklusive.

HandyGames-Co-Gründer Christopher Kassulke demonstriert die fachgerechte Anwendung der Siebträger-Anlage (Foto: GamesWirtschaft)
HandyGames-Co-Gründer Christopher Kassulke demonstriert die fachgerechte Anwendung der Siebträger-Anlage (Foto: GamesWirtschaft)

Local Loots: Warum HandyGames ein Restaurant betreibt

Die zugrundeliegenden Ideen, Konzepte und Pläne sind entlang der Pandemie gereift – seit gut einem Jahr ist das Local Loots in Betrieb. Mit erkennbarem Invest in Bausubstanz, Equipment und Mobiliar ist ein gemütliches Restaurant samt einer Küche entstanden, die besser und moderner ausgestattet sei als das, was den meisten seiner Berufskollegen zur Verfügung steht, weiß Gastro-Profi Dominik.

Unterwegs hat das Team eine Menge gelernt, erklärt Christopher Kassulke, der das Unternehmen seit 24 Jahren gemeinsam mit Bruder Markus und Finanzchef Udo Bausewein führt – über Hygiene-Vorschriften, Genehmigungen, Abläufe, Steuer-Irrsinn, Fettabscheider.

Also eine ganz andere Welt im Vergleich zu den PC-, Konsolen- und Mobilegames, die die HandyGames-Belegschaft unterjährig entwickelt, portiert und vermarktet, darunter solch unterschiedliche Spiele wie Endling, Oddsparks, Perish oder der We Are Football 2024.

Blick hinter die Kulissen von Local Loots: Das Mise en Place für den Hauptgang ist bereits angerichtet (Foto: GamesWirtschaft)
Blick hinter die Kulissen von Local Loots: Das Mise en Place für den Hauptgang ist bereits angerichtet (Foto: GamesWirtschaft)

Betriebs-eigene Gastronomie: Lohnt der Aufwand?

Der bayerische Spiele-Hersteller ist damit eines von ganz wenigen Unternehmen der Branche, die ihre Belegschaft mit firmeneigener Gastronomie versorgen – neben der HandyGames-Mutter THQ Nordic in Wien, InnoGames in Hamburg und Großkonzernen wie Microsoft in München-Schwabing oder Nintendo of Europe in Frankfurt-Niederrad.

Warum leistet sich ein Mittelständler wie HandyGames buchstäblich den Local-Loots-‚Luxus‘? Markus Kassulke zählt auf: bessere Kommunikation, mehr Zusammenhalt, gesündere und damit resilientere Angestellte, Wertschätzung. Insbesondere sollen die Kollegen bewusste Pausen einlegen – und nicht dazu genötigt werden, Fertigsuppen in der Mikrowelle aufzuwärmen oder die Mittagspause am Rechner mit der mitgebrachten Tankstellen-Breze zu verbringen.

Mit täglich wechselnden Gerichten will das Küchen-Team den Geschmack der HandyGames-Belegschaft treffen (Foto: GamesWirtschaft)
Mit täglich wechselnden Gerichten will das Küchen-Team den Geschmack der HandyGames-Belegschaft treffen (Foto: GamesWirtschaft)

Local Loots: Inhouse-Gastronomie als Standort-Faktor

Zum kompletten Bild gehört natürlich, dass Local Loots dazu beitragen soll, Talente und Fachkräfte von einer Karriere im Gewerbegebiet Klingholz vor den Toren Würzburgs zu überzeugen – umgeben von Wiesen, Wäldern, Weinbergen. Landschaftlich wunderschön, aber eben auch ein Kulturschock für jeden, der den ‚Vibe‘ von downtown Frankfurt, Berlin oder Hamburg gewohnt ist.

Und: Das Local Loots sendet ein Signal nach innen wie nach außen, dass weiter in den Standort investiert wird. Denn natürlich ist die Nachrichtenlage rund um die schwedische Embracer Group (die HandyGames anno 2018 übernommen hat) auch an der Belegschaft in Unterfranken nicht spurlos vorübergegangen.

HandyGames-Co-Gründer Christopher und Markus Kassulke im 'Lounge-Bereich' des Local Loots (Foto: GamesWirtschaft)
HandyGames-Co-Gründer Christopher und Markus Kassulke im ‚Lounge-Bereich‘ des Local Loots (Foto: GamesWirtschaft)

Doch die Firma hat den „perfekten Sturm“ der Games-Branche bislang ohne gröbere Schäden überstanden. Wenngleich die Wellen weiterhin hoch schlagen, konnte HandyGames den vorübergehenden Schleichfahrt-Modus verlassen. Oder wie es die Kassulkes beschreiben: „Das U-Boot taucht wieder auf“ – neuerdings inklusive bordeigener Kombüse.

Und falls die Local-Loots-Leckereien doch zu sehr ins Kontor schlagen? Dann lassen sich die Pfunde direkt vor Ort wieder abtrainieren – und zwar wenige Meter weiter, im firmeneigenen Fitness-Studio.


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