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Embracer Group plant Aufspaltung (Update)

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Lars Wingefors ist Gründer, CEO und Großaktionär von Europas zweitgrößtem Publisher (Foto / Abbildung: Embracer Group)
Lars Wingefors ist Gründer, CEO und Großaktionär von Europas zweitgrößtem Publisher (Foto / Abbildung: Embracer Group)

Als Beginn eines „neuen Kapitels“ beschreibt die Embracer Group die Aufspaltung in drei eigenständige, börsennotierte Unternehmen.

Update vom 24. April 2024 (12 Uhr): Ergänzend zu den bisherigen Ausführungen hier weitere Details zur geplanten Neuausrichtung der Embracer Group:

  • Der Konzern wird in drei Einheiten aufgespaltet: Asmodee Group, Coffee Stain & Friends sowie Middle-Earth Enterprises. Diese Begrifflichkeiten haben zunächst für Verwirrung gesorgt: Dem Kleingedruckten zufolge handelt es sich um ‚Arbeitstitel‘ (Ausnahme: Asmodee). Sprich: Für die Firmen, deren Zentralen im schwedischen Karlstad angesiedelt sind und eine Notierung an der Nasdaq Stockholm anstreben, wird noch nach passenden Bezeichnungen gefahndet.
  • Der gesamte Prozess wird sich bis ins Jahr 2025 erstrecken: Innerhalb der nächsten zwölf Monate wird zunächst Asmodee Group ausgegliedert, im Kalenderjahr 2025 formiert sich dann Coffee Stain & Friends.
  • Zwischen den drei Unternehmen soll es auch weiterhin Kooperationen und wechselseitige Lizenzabkommen geben – dann aber zu marktüblichen Konditionen. Schließlich handelt es sich um Mitbewerber mit eigenen strategischen und finanziellen Ambitionen.
  • Embracer-Gründer, -CEO und -Großaktionär Lars Wingefors bleibt nach eigener Darstellung langfristig investiert – die operative Verantwortung geht allerdings auf die CEOs der drei neuen Unternehmen über.
  • THQ Nordic (Wien), Plaion (München) und DECA Games (Berlin) bildeten bislang eigene ‚Säulen‘ innerhalb des Embracer-Imperiums. Diese Geschäftsbereiche und damit auch die Reporting-Linien werden neu geordnet: THQ Nordic und DECA berichten an Coffee Stain-CEO Anton Westbergh – an der Spitze von Middle-Earth Enterprises  steht hingegen Phil Rogers, dem somit auch die Plaion-Geschäftsführung untersteht.

Update vom 22. April 2024 (12 Uhr): Die Aufteilung von Standorten, Studios und Marken auf drei voneinander unabhängige Einheiten hat weitreichende Auswirkungen auf die Computerspiele-Branche in Deutschland, Österreich und der Schweiz: Eine erste Einschätzung zur Lage bei Embracer liefert die GamesWirtschaft-Blitzanalyse.

An der Börse sorgt die Meldung für ein dezentes Plus von 10 Prozent gegenüber dem Schlusskurs vom Freitag. Dass das Embracer-Papier bereits in den vergangenen Wochen um 50 Prozent zugelegt hat, legt nahe, dass einige Marktteilnehmer von der heutigen Ankündigung nicht völlig überrascht wurden.


Embracer Group plant Aufspaltung

Meldung vom 22. April 2024 (8:30 Uhr): Auflösungserscheinungen bei Embracer: Nachdem mit Milliarden-Aufwand Hunderte von Studios, Dienstleistern und Marken zusammengekauft und unter dem Dach von Europas zweitgrößtem Spiele-Hersteller aggregiert wurden, findet jetzt der umgekehrte Prozess statt.

Denn nach der jüngsten Abspaltung von Gearbox Software (Borderlands) und Saber Interactive plant der schwedische Games-Konzern die Schaffung von drei eigenständigen, börsennotierten Einheiten.

  • Asmodee Group bedient den Markt mit Brettspielen, Sammelkarten und Tabletop-Rollenspielen. Zu diesem Bereich zählen 23 Studios und mehr als 300 Marken beziehungsweise Lizenzen wie Catan.
  • Coffee Stain & Friends umfasst das eigentliche Kerngeschäft mit PC-, Konsolen- und Mobile-Games, aufgeteilt in zwei Divisionen: Premium und Free2Play. Die neue AG beherbergt neben Coffee Stain auch Ghost Ship, Tarsier, Tuxedo Labs, Amplifier und den Wiener Publisher THQ Nordic, einem der größten Spiele-Entwickler im deutschsprachigen Raum. Die Listung an der Böse soll im Kalenderjahr 2025 erfolgen.
  • Middle-Earth Enterprises & Friends vermarktet das Der Herr der Ringe-Universum (The Lord of the Rings) sowie Tomb Raider. Zu dieser Gruppe gehören außerdem Crystal Dynamics, Dambuster Studios (Dead Island 2), Eidos Montreal, Flying Wild Hog Studios, Vertigo Games, Warhorse Studios (Kingdom Come Deliverance 2) und 4A Games (Metro) sowie der Münchener Publisher und Distributor Plaion.

Der überraschende Schritt markiert eine 180-Grad-Wende, die im vollständigen Kontrast steht zur bisherigen Strategie. Embracer begründet das Vorhaben mit einer stärkeren Fokussierung auf den jeweiligen Markt und dessen Geschäftsmodelle sowie einer besseren ‚Story‘ für bestehende und künftige Anteilseigner. Zur Entlastung der beiden anderen Geschäftsbereiche lagert Embracer einen Schuldenberg von mehr als 900 Mio. € auf die hochprofitable Brettspiel-Sparte Asmodee aus, die zuvor als potenzieller Verkaufs-Kandidat galt.

Nachdem die großen Anteilseigner (allen voran Saudi-Arabien) bereits ihre Zustimmung signalisiert haben, gilt der Umbau als Formsache. Embracer-Gründer, -CEO und Großaktionär Lars Wingefors bekräftigt in einem offenen Brief sein Bekenntnis, langfristig investiert zu bleiben: Der Schwede kontrolliert 20 Prozent des Unternehmens und 40 Prozent der Stimmrechte.

Hinter der Belegschaft der Embracer Group liegen intensive Monate – inklusive eines harten Sparprogramms mit Stellenstreichungen, Umstrukturierungen, Projekt-Stopps und Standort-Schließungen, das auch deutsche Töchter wie Black Forest Games, Fishlabs und Piranha Bytes getroffen hat. Die Embracer-Aktie hat innerhalb der vergangenen drei Jahre mehr als 80 Prozent ihres Werts verloren, sich aber zuletzt wieder etwas erholt.

Beitrag wird laufend aktualisiert

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